Zum Thema "Steuerkette" muss man grundsätzlich einmal festhalten, dass diese Art des Nockenwellenantriebs vor Erfindung des Zahnriemens die gebräuchlichste Art im Motorenbau war. Zu Zeiten von Höchstdrehzahlen von 5.000 U/min und Literleistungen von 60 PS war das auch alles total unkritisch, weil die Belastungen (schnelles Hochdrehen, hohe Drehzahlen) niedrig blieben.
Der Vorteil der "Steuerketten" ist die außerordentliche Langlebigkeit und damit verbundene Wartungsarmut. Motoren mit unglaublichen Laufleistungen - vorzugsweise Diesel - werden auch heute noch mit Steuerketten gebaut: Laufleistungen von 500.000 km mit der ersten Steuerkette sind keine Seltenheit, weil die Belastung niedrig und gleichmässig sind.
In hochdrehenden Benzinmotoren mit hoher Literleistung unterliegen Steuerketten hohen Zugbelastungswerten, die zur Dehnung der Kettenglieder führen - ist genauso wie bei der Antriebskette zum Hinterrad beim Moped - dort muss man ja das Längenspiel auch regelmäßig, durch Verschieben des Hinderrades in der Schwinge, ausgleichen. Im Motor muß das ein mechanischer (mit Feder) oder automatisch/hydraulischer Kettenspanner erledigen. Ein Bauteil, dass naturgemäß eine zusätzliche Fehlerquelle darstellt:
- die Hartgummiauflage, über die die Kette sschleift, kann (vorzeitig) verschleissen
- die Nachstellmechanik kann kaputtgehen
- manchmal kann man den Spanner sogar falsch einbauen.
Motoren mit hydraulischem Kettenspanner rasseln/klackern nach dem Anlassen im Leerlauf. Das ist ganz normal. Denn bis sich genügend Öldruck aufgebaut hat dauert es bei zähem/kalten Motoröl schon ein paar Sekunden. Erst wenn sich nach dem Losfahren am Rasseln nichts ändert, könnte ein Defekt vorliegen. Aber ich unterstelle mal, dass Evo-Normalfahrer eine Steuerkettenrasseln nicht vom Klappern der Hydrostößel unterscheiden kann. Ist also eher etwas für den (alten) Fachmann, denn viele junge Mechatroniker können auch nur noch Steuergeräte zur Diagnose auslesen. (Meine Erfahrung)
Unter Berücksichtigung des Fortschrittes bei den modernen Werkstoffen, ist eine Steuerkette auch heute noch eine grundsolide und zuverlässige, sowie geringe Wartungskosten verursachende Lösung. Voraussetzung ist natürlich, dass das Kettenmaterial hochwertig und der Spanner langlebig konstruiert sind. Wurde bei einem von beidem gespart, ist der Vorteil dahin und man bekommt mehr Ärger/Schäden, als Nutzen.
Sollte Mitsubishi also beim Xer zu sehr gespart oder fehlkonstruiert haben, hat man eine echte Schwachstelle eingebaut. Eine qualitativ hochwertige, individuell angefertigte Steuerkette kann man - wie jedes Tuningteil - an fast jeder Ecke kaufen. Wenn aber der Kettenspanner die Schwachstelle sein sollte, dann ist das nicht so leicht und schon gar nicht ohne ernorme Kosten zu lösen.
Ich bin sehr gespannt, wie die Entwicklung beim Xer verlaufen wird: wenn es eine Fehlerquelle gibt, wird sie bei einer anstehenden Modellpflege sicher ausgemerzt werden, denn Mitsu kann es sich kaum leisten/erlauben, bei vielen Xern weltweit die Steuerketten früher als einen herkömmlichen Zahnriemen auf Garantie zu wechseln. Dann hätte man ja auch gleich die Lösung mit dem herkömmlichen Zahnriemen nehmen können - hat ja bislang auch nicht schlecht funktioniert.