Hat hier einer ein Schweden-Haus?

  • Hallo Fuchsig,


    deine Frage ist zwar schon vier Monate alt, aber ich denke dass du so schnell noch kein Haus gebaut haben wirst und daher mit meinem Erfahrungsbericht etwas anfangen kannst. Wir haben uns vor gut drei Jahren den Traum vom eigenen Schwedenhaus erfüllt. Wir hatten genaue Vorstellungen und wollten keins von der Stange. Auch auf skandinavische Details, wie z.B. die Fenster kam es uns an. Wir waren uns mit dem Bauunternehmen schon fast einig, haben uns aber entschieden nicht zu unterschreiben, da das Unternehmen eine englische Limited war. Diese Unternehmensform kann mit einem Stammkapital von einem britischen Pfund gegründet werden und im Ernstfall haftet sie auch nur damit.


    Kurze Zeit später fanden wir ein Bauunternehmen aus Schwerin, ein Einzelunternehmen, welches von Sebastian Linger betrieben wurde. Wir schickten Ihm unsere Pläne und wenig später lag uns ein komplettes Angebot über ein echt finnisches Schwedenhaus vor. Eine Zeit lang hatten wir uns in den Kopf gesetzt, dass unser Schwedenhaus auch direkt aus Schweden kommen müsse. Wir dachten, so Geld zu sparen. Zum einen mussten Wirtfeststellen, dass die Häuser zum damaligen Wechselkurs wesentlich teurer gewesen wären als beim Bau mit einer deutschen Firma. Zum anderen machen viele schwedisch Unternehmen in den Sommermonaten mindestens vier Wochen Betriebsferien, was schwierig ist, wenn du jemanden erreichen willst.


    Wir wurden uns mit Herrn Linger einig und gaben unser Haus in Auftrag. Eigenartig war, dass wir die erste Rate vor Baubeginn direkt nach Finnland überwiesen haben, also an das Produktionsunternehmen,Chelsea das Haus herstellte. Während im finnischen Werk die Außenwände produziert wurden, begannen bei uns schon bald die Bodenarbeiten. Diese hatte unser Bauunternehmer an einen regionalen Erdbaubetrieb vergeben. Mit einer Woche Verzögerung kam unser Haus auf vier großen LKWs an und wurde gebaut. Die Außenwände und der Dachstuhl standen nach zwei Tagen.
    Während der Bauzeit gab es immer mal Tage, an denen niemand auf der Baustelle war, also niemand vom Bauunternehmen. Uns wurde gesagt, man hätte auch noch andere Baustellen,was den Tatsachen entsprach. Diese Tage wurden aber immer mehr jeweilen wir uns dem Fertigstellungstermin näherten. Hinzu kam ,dass wir mehrfach gebeten wurden, bitte doch schon mal die nächste Rate zu überweisen, obwohl noch nicht alle Leistungen hierfür erfüllt waren. Wir hegten die Vermutung, dass unser Bauunternehmer einen finanziellen Engpass haben könnte, zeigten uns aber gutmütig und zahltenIrgendwann bekamen wir Panik, weil kaum noch Arbeiter zu uns kamen und auch nicht mehr so viele wie vorher, meistens nur einer, manchmal auch zwei. Kurz vor Weihnachten Kurz vor unserem Einzug waren die Sanitärarbeiten noch immer nicht abgeschlossen. Das Sanitärunternehmen weigerte sich. Wir erfuhren, dass unser Bauunternehmer zwar den Auftrag erteilt, aber auch nach der Installation der Leitungen noch nichts bezahlt haben soll. Nach gutem Zureden und einer Zahlung durch uns an das Sani-Unternehmen rückten die Installateure an und beendeten ihre Arbeit. Wir konnten nun einziehen. Unser Haus war zu diesem Zeitpunkt immer noch eingerüstet,weil die Aussenarbeiten Mängel aufwiesen. Herr Linger war für uns nicht mehr erreichbar und schickte mehrere Wochen lang keinen seiner Leute mehr. der Schornstein war noch nicht fertig gestellt. Die Fensterverkleidungen waren nicht fachgerecht angebracht worden. Die Türrahmen im Haus waren nicht verkleidet. Am Ende hatten wir unser Haus komplett bezahlt (durch die Zahlung an das Sani-Unternehmen und durch die Beseitigung von Mängeln durch andere Firmen). Zwei Betriebe aus unserer Gegend saßen uns im Nacken, weil sie auch noch Geld von unserem Bauunternehmer bekamen. Am Ende meldete unser Bauunternehmer Insolvenz an und wir blieben auf Mehrkosten im fünfstelligen Bereich sitzen. Kurze Zeit später erfuhren wir, dass er nun als Geschäftsführer für ein Bauunternehmen tätig ist, welches auch wieder Schwedenhäuser baut und auch einige der alten Mitarbeiter übernommen hat.
    Im Grunde sind wir mit unserem Haus zufrieden. Die Finnen haben gute Qualität geliefert. Die Bauausführung und der nicht fertig gestellte Auftrag hat uns viel Nerven und Geld gekostet. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und wissen, was wir beim nächsten mal beachten werden.