Die erste "selfmade" Uhr.

  • Wie angekündigt, habe ich mir in den letzten Wochen Material für eine eigene Uhr besorgt.


    Es war ausserordentlich schwierig fertige Komponenten zu finden die harmonieren.
    Zeiger die wirklich vom Design, Lochdurchmesser und Länge zu Gehäuse und Werk passen. Kronen die auf Gehäuse passen...
    So kann es sein, das Zeiger einer einzelnen Uhr von verschiedenen Herstellern kommen.
    Bei einer Chrono an der ich arbeite, kommen die Zeiger von 3 verschiedenen Herstellern aus Amerika und Deutschland.




    Aber nun zum Erstwerk.


    Was ich wollte:
    Eine Uhr mit Glasboden und skelletiertem Werk.
    Das Werk sollte aber weder vernickelt (silbern) noch vergoldet sein, sondern dunkel.
    Alle beweglichen Teile wie Zahnräder, Wellen und Unruhe sollen aber "nature" bleiben.
    Also wären lediglich die beweglichen Teile messing- oder metallfarben, was die mechanische "Arbeit" der Uhr mehr hervorheben soll.
    Als Basis war ein ETA/Unitas 6498 bzw. 6497 meine Wahl:
    + Weit verbreitet unter Private Labels.
    + Grosser Durchmesser.
    + Robust.
    + Lässt sich gut bearbeiten.
    - Chinesische Kopien auf dem Markt drücken auf's Image.


    Bild der Basis Version.



    Wenn man als "Kleinhersteller" bestimmte Wünsche hat wird es schwierig.
    Unter 100 oder 1000 Stück nehmen viele Lieferanten nicht mal das Telefon ab.
    Ich habe jedoch eine zuverlässige Quelle gefunden, die mir das Werk in gewünschtem Finish liefern konnte.
    FAST.
    Denn das Werk war vergoldet.


    Das nächste Problem war also, eine Firma zu finden welche die Werkplatinen "dunkel macht".
    Erschwerend kommt dazu, dass bei diesem Prozess die roten Lagersteine in den Platinen belassen werden müssen und nicht eingefärbt/beschichtet werden dürfen.
    Diese Lagersteine werden nämlich vor dem skelletieren und vor dem vernickeln/vergolden in die soliden Platinen gepresst.
    Würde man sie nun auspressen, würde die Platine ruiniert.
    Via Galvasuisse habe ich mit über 20 Betrieben Kontakt aufgenommen.
    Entweder konnte man mir nicht garantieren, dass die Steine nicht beschädigt würden oder gar das Material später abblättern.
    Vielleicht fehlte es auch am Willen.


    Schlussendlich fand ich doch jemanden, der mir Uhrenteile galvanisch behandeln konnte und WOLLTE.


    Also dann mal zerlegen:



    Nach kannp 10 tagen erhielt ich meine Teile zurück (hier ausgepackt):


    Dieser Arbeitsgang, das Werk in dunkler Farbe statt Gold "erstrahlen" zu lassen hat von A-Z Brutto gerechnet seinen Preis verdoppelt.


    Tja, man will ja was Eigenes... oder?


    Da ich ein stilistisch filigranes Gehäuse (gut, wir haben dank dem grossen Werk immer noch 42mm Durchmesser),
    habe ich mich für Zeiger im 1950s Look entschieden. Lanzenförmig, silber mit Luminova Einlage um noch einen Rest Nachtablesbarkeit zu haben.
    Beim Band habe ich vorerst ein Kroko mit Faltschliesse in Chromstahl, passen zum Gehäuse gewählt.


    Jetzt aber Bilder vom fertigen Produkt:






    Was ich vielleicht noch ändern oder ausprobieren werde:
    -Massiveres, schwereres Gehäuse mit grösserem Durchmesser. Eventuell im Maurice Lacroix oder Chronoswiss Stil.
    -Zum derzeitigen Gehäuse vielleicht noch ein etwas filigraneres Krokoband das etwas mehr glänzt (nicht mattiert).
    -Ein etwa 2mm breiter Zifferblattring mit silbernen Indexen und die Ablesbarkeit etwas zu verbessern.


    Derzeit sind noch zwei Chronos mit 7750 Werken in Arbeit.

  • Sieht echt gut aus... :thumbup:


    jetzt nur beim Schrauben nicht kaputt macheb :D

    "Der Kubica weiß genau: Wenn er zu langsam ist, fährt er morgen wieder Traktor in Polen."
    Zitat: Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger über die positive Arbeitseinstellung des BMW-Sauber-Piloten Robert Kubica.

  • Wozu brauchst Du eine Armbanduhr? Hast Du kein Handy? :-D


    Sehr nice, nur leider schwer abzulesen, vorallem sieht man den kleinen Zeiger so gut wie garnicht auf den bildern. :)


    Was die Einzelteile so gekostet haben würde mich auch mal interessieren und wie genau ist die Uhr?

  • Wußte gar nicht, dass man sowas selbst bauen kann. Ich hätte gedacht, dass man an die einzelnen Teile eben einzeln nicht herankommt.

  • Danke für die Blumen.
    Die Uhr ist auf etwa 2-5 Sekunden am Tag genau, abhängig davon wie regelmässig man sie aufzieht... wenn man bedenkt, dass ein Tag immerhin 86'400 Sekunden hat und wir von einem mechanischen Gerät reden.


    Das suchen der Teile und Firmen für weitere Bearbeitung machte bisher mehr Zeit als alles andere aus... der Zusammenbaudauert für geübte nicht lang, aber mir ist ne kleine Platte und die darunterliegende v-förmige Feder rausgesprungen... bis der Mist wieder drin war, hab ich ohne Lupe fast 20 Minuten gebraucht. 8|


    Meine Investitionen sind alleine für Werkzeuge bei etwa 500-600.- Chf, das Material muss ich mal nachrechnen... oder auch lieber nicht. Waren Experimente dabei. :rolleyes: