Bremsbeläge einfahren

  • Ich zitiere aus dem Beiblatt der Fa. Ferodo zum Racing-Belag:


    Um die optimale Leistung der Ferodo Racing Beläge zu erreichen,
    sollten Sie die folgenden, nur für neue Beläge geltenden Einfahr-
    empfehlungen sorgfältig befolgen:


    1. Führen Sie 25 bis 30 Bremsungen von ca. 4 Sekunden Dauer
    und in Intervallen von ca. 10 Sekunden aus. Der Pedaldruck soll
    dabei etwa 50% des normalen Drucks betragen.


    ...

  • interessant.


    Ich hab meine Beläge jeweils mit einer riesen Prozedur eingefahren:


    -5x mit 25% Druck von 80km/h auf 50km/h
    -5x mit 50% Druck von 80km/h auf 50km/h
    -3x Vollbremsungen (sofort wieder anfahren und ja nicht lange stehen bleiben)
    -lange Strecke fahren möglichst ohne zu bremsen damit sich die Beläge sauber abkühlen


    fertig.

  • ...ja ja... diese "Anweisung" kenne ich auch.


    - Was ist z.Bsp. "normaler" Pedaldruck?


    - wie kann man 25 Stück 4-Sekunden-Intervalle machen, ohne nicht ständig zum Stillstand zu kommen?




    PS
    Die Ferodos verzögerten auch ohne Einhaltung der Einbremsanleitung sehr zufriedenstellend und brannten nicht gleich ab, wie die Pagid.... ;)

    25 Jahre Nordschleife mit 3.500+ Runden
    und sauschnell auf 235ern und ohne Schwuchtel-Hightech.
    Bekennender Evo-im-Winter-Benutzer.


  • Können wir mal kurz zusammen überlegen, für wen diese Art von Anleitung bei einem nicht strassenzugelassenen Bremsbelag gedacht ist?


    Vermutlich für die Anwendung kurz vor der Rundstrecke, um die Belagfläche möglichst schnell an das Verschleissbild der Scheibe zu adaptieren.


    Wenn ich ca 360km bis zur Nordschleife von zu Hause aus mit nietnagelneuen Reibsteinen hinfahre und soft einbremse, dann legt sich die Belagfläche gemäß dem Verschleiss der zuerst anliegenden Partien immer mehr an die Oberfläche der Scheibe an, ohne zu überhitzen, denn ich mache ja keine Vollbremsungen und es besteht keine Gefahr, dass die Beläge punktuell überhitzen, also verglasen. So fahre ich meine Reibsteine ein. Und nach der Hälfte der Strecke bremse ich schon mal kräftig herunter von 200 auf 100, vielleicht 5 mal bis ich am Ziel bin. Zwischendurch immer soft, wie im Winterauto auch ...


    Für den Fall, dass man sein Auto direkt vom Hänger zur Bergwertung (oder Zufahrt Meuspath ...) ablädt, dann mag für mich die Anleitung von Ferodo Sinn machen. Es soll unbedingt vermieden werden, dass die Beläge verglasen, denn dort ist der Reibwert beschi$$en. Es ist auch unbedingt zu beachten, dass das ABS (wenn vorhanden) nicht in den Regelbereich gerät, denn dann hat der Belag kurzzeitig die Möglichkeit in die erhitzte Bremsscheibe einzusintern ("festbacken"). Aus diesem entstehenden Zementih resultiert der Umstand, dass nun die Bremsscheibe sich nicht mehr homogen abnutzt, sondern an dieser Stelle etwas weniger als an "unbefleckten" Stellen. Und was passiert dann beim Bremsen?


    Es rubbelt wie eine Boing747 im Umkehrschub.


    Ist die Kühlung der Bremse zu schlecht, oder kann die Bremsscheibe (weil sie unterdimensioniert ist) zu wenig Hitze aufnehmen und ableiten, dann passiert auf der Rennstrecke genau dieser Effekt im ABS-Regelbereich und auf einmal "sind die Scheiben verzogen". Ja so ein Wunder.


    Ist der Bremsbelag jetzt auch noch schlecht an die Scheibe adaptiert, dass heisst eingefahren, verstärkt sich das hitzebedingte Einsintern von Belag und der Teufelskreis dreht sich schneller und schneller. Dann kann man Beläge und Scheibe gleichzeitig wegschmeissen. Die Scheibe Abzudrehen bringt dann Erfolg, wenn die Hitzeaufnahmefähigkeit nicht leidet (Verschleissgrenze !!!) und der Zementith-Bereich vollständig entfernt wurde. Aber wer kann das sehen?


    Meine Empfehlung, da ich jetzt schon viel zu viel Geld in das Thema Bremse investiert habe und viel Erfahrungen gesammelt habe:


    Die Bremse soft einbremsen und bei harten Bremsungen nie ins ABS und nie bis zum Stillstand, z.B. an der Ampel.


    Die Gefahr, bei der Ferodo-Anleitung alle die oben beschriebenen Fehler zu machen, ist vorhanden.


    Ist nur ein Tipp, muss man nicht nachmachen ... ;)


    Gruß!

  • @evo-dens:
    Sauber argumentiert, Beifall!

    Wissen ist wie eine Droge mit dem Unterschied, daß zu viel Wissen nicht schadet.



  • Also ich habe versucht das dort Beschriebene möglichst umzusetzen, auf einer einsamen Landstraße geht das mit den Bremsungen auch... gestunken haben die Beläge in der 'Einbremmsphase' wie sau, aber das Qietschen mit den DS2500 wie hier berichtet wird, war im Alltagsbetrieb nicht vorhanden (nur in der Abkühlphase nach einer flotten Etappe). Ich glaube dort steht noch was von 'progressiven' Temperaturaufbau bei neuen Belägen, dass wird wohl der Hauptaugenmerk sein, wie oft einer bremst um die Temperatur allmählich zu steigern bleibt wohl jedem selber überlassen... :D

  • Ich denke, und so habe ich es immer gemacht, man hält sich an das Prinzip das Anleitung verfolgt.


    also keine Vollbremsung und ein "langsames" Erwärmen des gesamten Belages um die organischen Anteile "ausgasen" zulassen.
    Das ist natürlich nur bei Organischen notwendig, bei Sinterbelägen ist natürlich nur ein geometrisches Anpassen der Oberflächen notwendig.


    dh. im Prinzip genau wie dim es im Vorpost geschrieben hat.


    Wichtig ist die Beläge im Fahrbetrieb wieder abzukühlen und keine Bremsung bis zum Stand zumachen.


    Meine 2500er quietschen erst seid Padborg, und das nur manchmal und auch nur wenig.
    Beim Einbau habe ich eine Phase rangeschliffen und die Rückseite mit ATE Montagepaste bestrichen.


    mal OT.
    In Padborg habe ich bei Hosenmatz seinem Evo gesehen das sich die Löcher in seinen Scheiben zu ca.50-70% mit Bremsstaub zugesetzt haben.(auch DS2500beläge)
    Hat da jemand eine Erklärung?
    Ich dachte das der Ventilationseffekt den Staub wegfliegen lässt.



    Nachtrag:
    gerade habe ich diese einfache Erklärung dazu wiedergefunden.
    Bremsbeläge einfahren

    Einmal editiert, zuletzt von Gpunkt ()

  • Zitat

    Original von Gpunkt
    mal OT.
    In Padborg habe ich bei Hosenmatz seinem Evo gesehen das sich die Löcher in seinen Scheiben zu ca.50-70% mit Bremsstaub zugesetzt haben.(auch DS2500beläge)
    Hat da jemand eine Erklärung?
    Ich dachte das der Ventilationseffekt den Staub wegfliegen lässt.


    Würde mich auch interessieren.
    Ich fahre die Porsche Scheiben von Alex, also nicht die Performance Friction mit den angedeuteten Löchern bei welchen mir das Zusetzen mit Bremsstaub einleuchten würde.

  • Kleiner Nachtrag zu meiner Ausführung weiter oben:


    Egal ob organischer oder Sintermetallbelag, ich fahre (bremse ...) beide soft ein. So dass sich die Belagfläche der Scheibe langsam anlegt, bevor man dann mal richtig 'reintritt.


    Ich habe schon viel gehört über das "Ausgasen" organischer Beläge. Gesehen habe ich auf alle Fälle schon viele organische Beläge ("Serienreibsteine") in meinen Fahrzeugen die sich total von der Trägerplatte verabschiedet haben, oder in Bröseln ihr Leben beendeten, obwohl der Belag weniger als 50% Verschleiss hatte. Hauptgrund war, dass ich viel zu kurz vor der Rundstrecke die Beläge gewechselt habe und sie falsch eingebremst habe. Und sicher ist es keine gute Idee mit Serienreibsteinen Rundstrecke zu fahren, aber das ist OT.


    Kann die (Serien-)Bremsscheibe beim harten Einbremsen - so wie Ferodo vorgibt - die punktuell entstehende Hitze bei noch nicht aneinander liegenden Oberflächen aufnehmen, überhitzt der Belag und die Scheibe. Anschließend ist beides hinüber. Das ist meiner Meinung nach die große Gefahr dieser Anleitung.


    Anders mag sich das verhalten, wenn man eine hitzebeständigere, mehrteilige Scheibe mit evtl. grösserem Durchmesser und Dicke fährt. Aber auch bei meiner 6-Kolben Zange bin ich sehr vorsichtig herangegangen. Und den Belägen geht es bestens. Quietschen ist allerdings ein anderes Thema...


    Wenn die Ferodo-Anleitung jederzeit 100%igen Erfolg bringen würde, dann hätte es diesen Thread sicher nicht gegeben.


    Warum also so eilig? Warum nicht mal 100km vernünftig fahren als hätte man die kranke Oma im Auto? Und dann viel Freude mit Bremsen bis zur Verschleissgrenze, ohne Rubbeln.


    Wer vom Anhänger zur Bergwertung fährt - bitte das nicht beherzigen. ;)


    Wie gesagt, das ist nur ein Tipp, muss man nicht nachmachen ... :)


    Grüsse!

    2 Mal editiert, zuletzt von evo_dens ()